Das Kernthema der Nachhaltigkeit im Textilhandel basiert auf vier Säulen, die stark durch ESG-Vorschriften geprägt sind. Dabei geht es um die Integration von Nachhaltigkeit in alle Geschäftsbereiche. Aus den ESG-Vorschriften haben wir für den Textilhandel vier wesentliche Handlungsfelder (die vier Säulen) identifiziert, die strategisch miteinander verbunden sind:
Kernthemen der Nachhaltigkeit im Textilhandel
Die vier Säulen

Datengetriebene Transparenz
ESG-Vorschriften fordern datengetriebene Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Es geht darum, Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) entlang der gesamten Lieferkette und für Endverbraucher:innen und weitere Stakeholder sichtbar, nachvollziehbar und vergleichbar zu machen.

Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft wird durch ESG-Vorschriften gefördert und bietet wirtschaftliche Vorteile. Der Fokus liegt auf der Wiederverwendung, dem Recycling und der effizienteren Nutzung von Ressourcen, mit dem Potenzial, Material- und Entsorgungskosten zu senken und neue Geschäftsmodelle zu erschließen.

Nachhaltigkeitskommunikation
ESG-Vorschriften erfordern eine faktenbasierte und glaubwürdige Nachhaltigkeitskommunikation. Hierbei ist entscheidend, Nachhaltigkeitsleistungen glaubwürdig, datenbasiert und rechtssicher zu kommunizieren, um Greenwashing zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.

Sorgfaltspflicht und Governance
Sorgfaltspflicht und eine starke Governance sind grundlegende Bestandteile der aktuellen ESG-Vorschriften. Im Mittelpunkt stehen die strategische Steuerung von Umweltauswirkungen und menschenrechtlichen Risiken, professionelles Risikomanagement und die transparente Gestaltung von Lieferketten.
Relevanz von Nachhaltigkeit im Textilhandel wird durch neue ESG-Vorschriften verstärkt
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Textilhandel wächst exponentiell – und das aus guten Gründen.
Kundenvertrauen durch Transparenz

Transparenz ist nicht nur eine Kernanforderung der ESG-Vorschriften, sondern schafft auch Kundenvertrauen. Ob CSRD (EU-Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung), der digitale Produktpass (als Teil der Ökodesign-Verordnung) oder Geodaten (im Rahmen der EUDR), Geschäftspartner:innen, Banken und Verbraucher:innen fordern belastbare und nachvollziehbare Informationen zu Umwelt- und Sozialstandards von Produkten und Unternehmen.
Transparente Berichterstattung schafft Vertrauen und kann die Kaufbereitschaft erhöhen, da eine steigende Zahl von Konsument:innen gezielt nach nachhaltigen Anbietern sucht und bereit ist, für nachweislich nachhaltige Produkte mehr zu bezahlen. Fehlende oder unglaubwürdige Kommunikation (Greenwashing) wird hingegen von Kund:innen zunehmend abgestraft und kann zu Reputationsverlust führen. Auch bei der Kreditvergabe können günstigere Finanzierungskonditionen erreicht werden.
Wettbewerbsvorteile durch Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft eröffnet Chancen und Wettbewerbsvorteile, die durch ESG-Anforderungen zusätzlich unterstützt werden. Dabei verknüpfen sich wirtschaftliche Gewinne mit ökologischen und sozialen Wirkungen.
- Kostenersparnis: Durch Wiederverwendung, Recycling und effizientere Ressourcennutzung sinken Material- und Entsorgungskosten.
- Neue Geschäftsmodelle und Umsatzpotenziale: Kreislauforientierte Ansätze wie Textilleasing, Reparaturservices oder Second-Hand-Verkauf eröffnen zusätzliche Erlösquellen.
- Wettbewerbsvorteil und Markenimage: Ein nachhaltiges, zirkuläres Sortiment spricht umweltbewusste Kund:innen an und stärkt das Markenimage.
- Innovationsförderung: Die Umstellung fördert Innovationen im Produktdesign, in der Materialentwicklung und in der Digitalisierung.
- Ressourcensicherheit: Die Nutzung von Recyclingmaterialien macht Unternehmen unabhängiger von volatilen Rohstoffmärkten.
Glaubwürdigkeit durch Kommunikation
Faktenbasierte Kommunikation ist unerlässlich, um Glaubwürdigkeit zu schaffen und Risiken zu minimieren; durch ESG-Vorschriften ist sie zudem zu einer verbindlichen Compliance-Anforderung geworden.

Regelwerke wie die Empowering Consumers Directive und die Green Claims Directive zielen darauf ab, Greenwashing zu verhindern und Verbraucher:innen vor irreführenden Umweltaussagen zu schützen. Das bedeutet, dass Nachhaltigkeitskommunikation datenbasiert, transparent und überprüfbar sein muss. Aber auch „Green Hushing“ – das bewusste Verschweigen von Nachhaltigkeitsleistungen, insbesondere aus Angst vor Greenhwashing-Vorwürfen – birgt Risiken für Vertrauen und Wettbewerbsfähigkeit. So kann Green Hushing zu Vertrauensverlust führen, wenn dadurch der Eindruck entsteht, das Textilhandelsunternehmen nicht angemessen auf die gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen reagieren.
Risikomanagement durch Sorgfaltspflicht und Governance

Sorgfaltspflicht und Governance sind essenziell, um Risiken frühzeitig zu erkennen und nachhaltig zu steuern. Zunehmend sind sie auch notwendig, um ESG-Vorschriften zu erfüllen. Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), die künftige CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive), die EUDR (EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten) oderdie EUFLR (EU-Zwangsarbeitsverordnung) zwingen Textilhändler zu einer strategischen Neuausrichtung. Es geht darum, Umweltauswirkungen und menschenrechtliche Risiken aktiv zu steuern, Risiken professionell zu managen und sich als verantwortungsvolle Akteure zu positionieren.
Einhaltung der ESG-Vorschriften erfordert proaktives Handeln

Konkrete Schritte in verschiedenen Bereichen
- Datengetriebene Transparenz wird durch die Etablierung von Systemen zur Erfassung relevanter Daten im Sinne der ESG-Vorschriften geschaffen.
- Systeme etablieren: Frühzeitig Systeme zur Erfassung und Bereitstellung relevanter Produktdaten etablieren (z.B. für den digitalen Produktpass ESPR).
- Berichterstattung: Die Anforderungen der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und der Taxonomie-Verordnung ernst nehmen und die Nachhaltigkeitsberichterstattung in die bestehende (finanzielle) Berichtsroutine integrieren.
- Verzahnung und Konsistenz: Datenquellen übergreifend zugänglich und nutzbar machen, um Konsistenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten und Doppelstrukturen zu vermeiden.
- Die Kreislaufwirtschaft wird durch Ökodesign, Reparatur und neue Geschäftsmodelle im Einklang mit den ESG-Vorschriften gefördert.
- Ökodesign: Produkte von Anfang an kreislauffähig gestalten (ESPR).
- Reparatur und Wiederverwendung: Das Recht auf Reparatur (R2R) unterstützen und entsprechende Services anbieten.
- Abfallmanagement: Effizientes Abfallmanagement (Waste Framework Directive) und verantwortungsvolle Abfallverbringung (Waste Shipment Regulation) sicherstellen.
- Neue Geschäftsmodelle: Kreislauforientierte Ansätze wie Leasing- oder Second-Hand-Modelle entwickeln.
- Glaubwürdige Kommunikation erfordert Datenbasierung, Zusammenarbeit und die Beachtung der relevanten ESG-Vorschriften.
- Datenbasiert und überprüfbar: Nachhaltigkeitskommunikation muss auf Fakten basieren und jederzeit belegbar sein.
- Zusammenarbeit: Marketing- und CSR-Abteilungen müssen eng zusammenarbeiten, um rechtssichere und glaubwürdige Aussagen zu gewährleisten.
- Nachhaltigkeitsberichte: Diese werden zur wichtigen Grundlage für die externe Kommunikation.
- Sorgfaltspflicht und Governance werden durch strategische Steuerung und Risikomanagement gemäß den ESG-Vorschriften gewährleistet.
- Strategische Steuerung: Management von Umweltauswirkungen und menschenrechtlichen Risiken aktiv in die Unternehmensstrategie integrieren.
- Risikomanagement: Professionelles Management von Nachhaltigkeitsrisiken entlang der Lieferkette.
- Lieferkettentransparenz: Lieferketten transparent gestalten und die Einhaltung von Standards überwachen (z.B. gemäß LkSG, CSDDD, EUDR, EUFLR).
Jetzt Handeln, um aktuellen und zukünftigen ESG-Vorschriften gerecht zu werden
Die Antwort ist klar: Jetzt und kontinuierlich! Viele der genannten Regelwerke sind bereits in Kraft oder stehen kurz davor. Unternehmen, die frühzeitig in datengetriebene Transparenz, Kreislaufwirtschaft, faktenbasierte Kommunikation und eine starke Governance investieren, sichern sich nicht nur die Compliance, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Nachhaltigkeit als zentrale Chance für die Zukunft
Nachhaltigkeit wird im Textilhandel immer wichtiger – und wer jetzt aktiv wird, verschafft sich einen klaren Vorsprung. Unternehmen, die heute handeln, gewinnen das Vertrauen von Kund:innen, Banken und Partner:innen, eröffnen neue Geschäftsmöglichkeiten und sichern ihre Zukunftsfähigkeit.
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